Marie-Claire Mukagatera

Ehemalige Mitarbeiterin des Koordinationsbüros in Kigali

Marie-Claire Mukagatera kennt die Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda seit ihrer Gründung im Jahr 1982. Bis 1989 hat sie die Vertretung in Kigali als freie Mitarbeiterin beraten, für sie übersetzt und Delegationen nach Rheinland-Pfalz begleitet. Dabei halfen ihr die guten Deutschkenntnisse, die sie während ihrer Zeit in Stuttgart von 1971-78 erworben hatte. Von 2001 bis 2018 war sie dann am Empfang im Koordinationsbüro angestellt.

 

Was zeichnet die Partnerschaft aus deiner Sicht aus und was gefällt dir persönlich daran?

Die Partnerschaft zwischen Ruanda und Rheinland-Pfalz ist einmalig. Mich hat immer beeindruckt, dass die Bürger*innen in Rheinland-Pfalz aus eigenem Antrieb heraus Gelder gesammelt haben, um gemeinsame Projekte mit ihren ruandischen Partner*innen umzusetzen. Besonders ist auch, dass die Jumelage die Projekte selbst begleitet und umsetzt, anstatt Spendengelder einfach an die Regierung oder Verwaltung zu überweisen, wie andere Organisationen es tun. Früher haben auch wir das Geld direkt an die Kommunen ausgegeben und mussten beobachten, dass daraus wenig entstanden ist. Daher haben wir beschlossen, die Umsetzung selbst zu überwachen und die finanziellen Mittel nach und nach auszuzahlen. Besonders gefallen hat mir immer der enge Kontakt zu den Menschen – sie sind mir am meisten in Erinnerung geblieben.

Wie hat sich auch das Koordinationsbüro zusammen mit der Partnerschaft verändert?

Anfangs hat Jean-Claude Kazenga zusammen mit unserem Fahrer fast alle Aufgaben rund um das Büro übernommen, die heute auf die verschiedenen Abteilungen verteilt sind. Früher gab es immer einen Direktor, der die Leitung innehatte, während seine Ehefrau für soziale Projekte und Schulpartnerschaften zuständig war. Die Besetzung wurde von Mainz bestimmt. Erst gab es nur noch einzelne Direktoren (ohne Partnerin), dann wurde mit Nathalie Vaneste 2005 die erste Frau eingesetzt. Lange Zeit wurden auch die Koordinator*innenstellen von Deutschen bzw. Europäer*innen besetzt, bis mit Sandrine Kamariza die erste Ruanderin die Rolle der Koordinatorin der Abteilungen für Schulen, Soziales sowie Jugend und Sport übernahm.

Welche Rolle spielt die Partnerschaft in der ruandischen Gesellschaft?

Die Partnerschaft hat einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft. Sie ist innerhalb der Bevölkerung weit bekannt. Wenn wir mit dem Auto zu Projektbesuchen fahren, rufen uns die Kinder oft „Jumelage, Jumelage!“ hinterher. Viele heute Erwachsene verdanken ihre Schulbildung den Patenschaftsprogrammen, über die Schulgebühren übernommen wurden. Selbst Minister sagen von sich: „Ich bin ein Kind der Jumelage – ohne sie wäre ich heute nicht hier.“