Pacifique Muhoza

 

Lieber Pacifique Muhoza, möchten Sie sich kurz für unsere Leserinnen und Leser vorstellen?

Ja, ich heiße Pacifique Muhoza und bin 26 Jahre alt. Seit 2014 lebe ich in Rheinland-Pfalz, in Kaiserslautern, wo ich nach einem einjährigen Deutschkurs Chemie an der TU Kaiserslautern studiert habe.

 

Was hat Sie bewegt, nach Deutschland zu kommen? Ist es ein Zufall, dass Sie in Rheinland-Pfalz, dem Partnerland von Ruanda studieren? Kennen Sie die Jumelage?

Dank der engen Partnerschaft zwischen Ruanda und Rheinland-Pfalz erhielt ich 2014 nach einem gut abgeschlossenen ersten Studienjahr an der University of Rwanda im Rahmen eines Stipendienprogramms mit der TU Kaiserslautern ein Stipendium, um mein Studium hier fortzusetzen. Ich habe die Jumelage aber auch schon früher erleben dürfen, da es in meiner Heimatregion in Ruli seit langem Projekte der Partnerschaft gibt, von denen viele Menschen profitieren.  

 

Welchen Abschluss streben Sie an und haben Sie schon Pläne für die Zeit nach dem Studium?

Ich habe im Januar das Masterstudium abgeschlossen und seit diesem März promoviere ich in der Chemie an der TU Kaiserslautern.

 

Im November 2020 sind Sie mit dem Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender ausgezeichnet worden. Was bedeutet dieser Preis für Sie?

Ich habe mich sehr darüber gefreut und ich bin dankbar dafür, dass die akademischen Leistungen und das Engagement ausländischer Studierender durch den DAAD sichtbar gemacht und anerkannt werden. Das motiviert wohl nicht nur die Preisträger, sondern zeigt auch allen internationalen Studierenden, dass sie sich mit ihren Fähigkeiten und Talenten nicht zu verstecken brauchen.

 

Der Preis war ja nicht nur für Ihre herausragenden Leistungen im Studium, sondern auch eine Anerkennung Ihres Engagements außerhalb der TU Kaiserslautern. Was machen Sie noch neben Ihrem Studium, das doch sicherlich auch viel Zeit in Anspruch nimmt?

Ich fand es von Anfang an unerlässlich, mich auch außerhalb der universitären Bildung zu engagieren, um einen Ausgleich zu schaffen, nicht fachliche Kompetenzen zu entwickeln und einen Beitrag zum Wohle anderer zu leisten. Dass ich in der ruandischen Studierendenschaft als Vizepräsident und in der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) als Gemeinderatssprecher Verantwortung tragen durfte, ergab sich daraus. Weiterhin bin ich auch auf den World University Service (WUS) aufmerksam geworden und ich fand ihre Arbeit mit Ausländischen Studierenden durch das Projekt „Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung“ sehr wichtig. So habe ich auch dort mitgemacht, um globale Themen der Nachhaltigkeit an berufsbildende Schulen zu bringen und darüber mit Schülern zu diskutieren.

 

Bleibt da überhaupt noch Zeit für gewöhnliche Hobbies?

Ja doch - ich spiele seit letztem Jahr Fußball in einem Kreisligaverein in der Nähe von Kaiserslautern. Neben dem Fußball spiele ich in meiner Freizeit Tischtennis oder lese ein gutes Buch.

 

Möchten Sie uns erläutern, welches Thema Sie für Ihre Masterarbeit gewählt haben und warum?

In meiner Masterarbeit beschäftigte ich mich mit einem Katalysator, der potentiell zum Recycling von Kunststoffmaterialien eingesetzt werden kann. Das ist angesichts der zum Beispiel durch Plastikmüll entstehenden globalen Umweltbelastungen ein wichtiges Thema.

 

Neben Ihrem akademischen Schwerpunkt sind Sie auch als Referent bei World University Service tätig – wie kam es dazu und was genau machen Sie dort?

Ich habe zum ersten Mal von WUS durch eine Rundmail erfahren und ich fand ihre Arbeit sehr interessant. Im Rahmen des Projektes „Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung“ habe ich mit anderen Studierenden dann an Qualifizierungsseminaren teilgenommen, wo uns Themen der Nachhaltigkeit anhand der SDGs nähergebracht wurden. Nach den Qualifizierungsseminaren tragen wir dann als zertifizierte Referenten die Botschaft an berufsbildende Schulen weiter, wo wir in Kooperation mit den Lehrkräften Workshops und Seminare durchführen. Meine Themen drehen dabei sich um Rohstoffe, Nachhaltigkeit und Klimawandel.

 

Möchten Sie uns auch noch über Ihre Aktivitäten in der KHG erzählen? Was machen Sie dort und gibt es Verbindungen zu Ihrem Heimatland?

Die KHG ist für mich von Beginn an eine neue Familie gewesen. Wir haben dort einen Gemeinderat, den wir Forum nennen. Ich bin Mitglied dieses Forums und war in den vergangenen Jahren Forumssprecher. Dieses Forum legt zu Beginn jedes Semesters ein Semesterthema fest, um welches sich alle Aktivitäten im Semester wie Gesprächsrunden, Ausflüge und so weiter drehen. Weiterhin unterhalten wir seit Jahren enge Partnerschaften zu Studierendengemeinden aus Metz in Frankreich und Kigali in Ruanda. Dieser internationale Austausch bereichert uns sehr.     

 

Und wie wird es für Sie nach dem Studium weitergehen? Würden Sie gerne noch länger in Deutschland bleiben oder lieber wieder direkt zurück nach Ruanda?

Ich schätze sehr die grenzenlosen Möglichkeiten, die es heutzutage gibt. Von daher bleibe ich offen für beide Optionen.

 

Wie sind Ihre Zukunftsvisionen für Ruanda und was denken Sie, können Sie als junger Mensch dazu beitragen?

Ruanda befindet sich seit Jahren auf einem guten Weg und entwickelt sich wirtschaftlich und gesellschaftlich enorm. Junge Menschen spielen auch in diesem Prozess eine wichtige Rolle in Führungspositionen und in den technischen Bereichen. Das finde ich gut für die Zukunft.

 

Die Jumelage feiert im Jahr 2022 ihr 40-jähriges Bestehen – was wäre Ihnen wichtig, wie sich die Partnerschaft in Zukunft ausrichten sollte?

Die bisherige Arbeit ist schon sehr gut. Von daher bin ich optimistisch, dass die Partnerschaft auch in Zukunft weiterwachsen und stärker sein wird.