Willi Meckes

 

Willi Meckes, langjähriger Partnerschafts- Aktiver im Freundschafts- und Förderkreis Cyeru / SÜW und im Arbeitskreis Herxheim / Nyakinama

1988 begann mein Engagement in der damals schon drei Jahre bestehenden Partnerschaft Arbeitskreis (AK) Herxheim / Nyakinama. Nyakinama liegt im Norden Ruandas in Sichtweite der Virunga-Bergkette. Diese Zeit war geprägt vom erstaunlichen Einsatz des Vereins und der mit ihm gut vernetzten Bevölkerung der Verbandsgemeinde. Sogar in Nyakinama war es gelungen, einige Bewohner in Nyakinama unabhängig vom „bourgemestre“ in einem Verein als Ansprechpartner zu haben. Viele Projekte konnten verwirklicht werden. Ein großer Teil der Menschen in Nyakinama, die diese Verbesserungen mitverfolgt haben, schienen von diesen positiven Veränderungen (Schulbauten, Gesundheitszentren, Zentrum für die Studentinnen der UNI Nyakinama, kirchliche Einrichtungen etc.), profitiert zu haben. Für mich hatte es zumindest den Anschein.

Ab Januar 1991 war unsere Partnergemeinde von den „Auseinandersetzungen“ zwischen der Armee der RPF und dem alten Regime von Habyarimana stark betroffen. Meine Aufenthalte in den folgenden Jahren bis 1994 waren geprägt von den kriegerischen Situationen. Seitdem weiß ich, was eine „Zone tampon“ ist, sah ich, wie das afrikanische Militär diese Zone überwachte, wie ein Kinderarm aussieht, dem eine Mine die Hand abgerissen hat.

Mir haben diese Ereignisse erst später bewusst gemacht, dass ich von den Lebensumständen der einheimischen Bevölkerung wenig wusste. Zwar war mir bekannt, dass es Twa, Hutu und Tutsi gab, aber was die beiden großen Ethnien an Auseinandersetzungen ausgetragen hatten und austrugen, war mir nicht bewusst. Der Norden des Landes war Hutuland. Von der Minderheit, der in dieser Region lebenden Bagogwe (Tutsi) habe ich erst Jahre später erfahren. Heute weiß ich, vieles wurde mir verschwiegen und vorenthalten. Die Partner in Ruanda und ich, der Vertreter des Arbeitskreises Herxheim / Nyakinama, waren uns in vielem fremd und es bleibt bis heute eine Unsicherheit im Umgang miteinander.

Beim Abschuss der Präsidentenmaschine im April1994 war ich in Kigali vor Ort. Einheimische identifizierten die Cruise-Missile als ein nahes Gewittergrollen. Mir war klar, dass eine Bombe, Granate oder Ähnliches der Hintergrund sein musste.

In den folgenden zehn Tagen saßen ein Freund und ich in der Procure in Kigali fest. Dort haben meine Beobachtungen (wer schießt die Präsidentenmaschine ab, wieso liegen so viele Leichen in den Straßen, was macht die Fremdenlegion in der Stadt, welche Menschen versammeln sich um die Kirche Ste Famille und vieles mehr) eine große Verunsicherung bewirkt. Als ein junger Mann, vermutlich ein Tutsi, in meinem Zimmer Zuflucht gesucht hatte, wurde mir klarer, was vor sich ging. Es waren vermutlich überwiegend Tutsis, deren Leichen in den Straßen Kigalis durch Gefangene (rosa Kleidung) in einen Container geworfen wurden.

Während der großen Evakuierung aller Ausländer, initiiert und angeführt vom amerikanischen Botschafter, wurde ein farbiger Junge aus einem afrikanischen Diplomatenauto von Soldaten der Habyarimana -Armee herausgeholt und neben der Straße erschossen. Entsetzte Sprachlosigkeit herrschte bei uns. Erst in den Wochen danach, wieder in Deutschland, verstand ich die Zusammenhänge immer mehr.

Trotz der vielen negativen Erlebnisse blieb ich in der Partnerschaftsarbeit aktiv. War es der Gedanke, etwas besser zu machen? War es die “hehre Idee“ sich zu engagieren, wenn es Elend in Ruanda gibt? War es die Verpflichtung, Angefangenes fortzusetzen? War es das Glück, trotz allen Elends so viele lachende Menschen kennengelernt zu haben? Es war wohl von Allem etwas.

Meine Partnerschaftsarbeit habe ich bis heute fortgesetzt. Der Satz eines Kindes zu Beginn meiner Arbeit „Mukomere Umusungu“ (Nur Mut weißer Mann) ist zu meinem Leitmotiv geworden.