Dominique Uwimana

Kommunikations- und Bildungsreferent am Football for Hope Zentrum ESPERANCE

Fußball „Amahoro“ – Fußball für die Hoffnung: Das ist das Motto des Fußballclubs ESPERANCE, der 1996 von einer Gruppe junger Menschen gegründet wurde. Die Idee ist heute wie damals die gleiche: mit dem Sport die Kinder und Jugendlichen zu erreichen, die sonst oft durch das Raster fallen; und durch ihn Konflikte zu verstehen und zu lösen – sei es zwischeneinander oder im eigenen Leben. Neben dem Fußball setzt die Einrichtung auf ein Kreativ- und Bildungsangebot, das den Jugendlichen u.a. bei ihrer Berufsorientierung hilft. Dominque Uwimana ist Kommunikations- und Bildungsreferent des Clubs und sagt nach 15 Jahren bei ESPERANCE, er selbst sei hier aufgewachsen. Eine langjaehrige Zusammenarbeit erfolgte auch im Bereich des Sport4Peace-Workshops, welcher bereits seit 2012 mit Unterstuetzung des Landesportbundes fuer Lehrkraefte an ruandischen Partnerschulen organisiert wird. Hierbei wird Sport als Mittel zur Konfliktloesung eingesetzt. Zudem betreut er deutsche Freiwillige des Weltwärtsprogramms und koordiniert die Teilnahme am Süd-Nord-Austausch.

Dominique, was treibt Dich nach 15 Jahren immer noch an?

Meine Erfahrung hat mir gezeigt, welches Potential der Fußball für die Jugendlichen in unserm Land hat. Wir haben es geschafft, dass Schulabbrecher*innen ihre Ausbildung doch noch abgeschlossen haben, dass Jugendliche ihre eigenen Fähigkeiten und Stärken entdeckt haben. Damit konnten wir sie davor bewahren, abzurutschen und vielleicht schon in jungem Alter ungewollt Kinder zu bekommen. Viele dieser großen Erfolge wären ohne die Parterschaft mit Rheinland-Pfalz nicht möglich gewesen und sie motivieren mich, nicht aufzugeben, sondern immer weiter in diese Arbeit zu investieren.

Du sagst, die Partnerschaft konnte einen großen Beitrag zu eurer Arbeit leisten. Wie können wir uns das vorstellen und was würdest Du Dir für die Zukunft der Partnschaft wünschen?

In den Jahren seit der Gründung konnten wir unsere Arbeit immer weiter ausweiten und mehr Jugendliche erreichen. Das wäre ohne die Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz und unseres Partners aus Boppard, Kick for Help e.V. , nicht möglich gewesen. Gleichzeitig ist es mir aber ganz wichtig, zu betonen, dass die Partnerschaft auf mehreren Ebenen funktioniert und der persönliche Austausch eine ganz große Rolle dabei spielt, gegenseitige Vorurteile und einseitige Vorstellungen über das andere Land abzubauen. Um diesen persönlichen Austausch weiter voran zu bringen, würde ich mich darüber freuen, wenn wir in der Zukunft einen Partner in Rheinland-Pfalz finden, der selbst mit jungen Menschen arbeitet. Besonders schön wäre natürlich ein Sportverein oder ein Jugendzentrum.

Was zeichnet die Arbeit der Jumelage aus und wie hat sich die Zusammenarbeit auf Eure Organisation ausgewirkt?

Ruanda und Rheinland-Pfalz sind durch eine starke Partnerschaft verbunden – wir sind wie Zwillinge, verstehen einander und unsere gemeinsame Philosophie. Das besondere an der Arbeit der Jumelage ist, dass sie auf die Menschen eingeht, sehr technisch und nah an den Zielgruppen operiert und den Fortschritt der Projekte überprüft. Die Zusammenarbeit mit der Jumelage hat unser Ansehen gestärkt, durch sie werden wir besonders ernst genommen. Zudem hat sich unser Projektmanagement im Zuge der gemeinsamen Anträge und Umsetzung verbessert. Und auch inhaltlich konnten wir an bestehende Verbindungen anknüpfen. So schicken wir etwa unsere angehenden Schiedsrichter*innen für eine internationale Zertifizierung nach Koblenz, was ihre Berufschancen in diesem Feld stärkt.

Ganz persönlich gefragt, wie hat die Partnerschaft Dein eigenes Leben geprägt?

Ich hätte niemals gedacht, dass ich mal ein Tourguide sein würde, aber genau das mache ich jetzt fuer Delegationen und Jugendbesuche. Es bereitet mir große Freude, jungen Menschen aus Rheinland-Pfalz unsere Kultur näher bringen zu dürfen und ihnen auch anhand meines persönlichen Werdegangs zu zeigen, wie vielschichtig die Geschichte meines Landes ist; dass sie beispielsweise aus viel mehr als nur dem Genozid besteht. Es macht mich glücklich, zu sehen, wie diese jungen Menschen aus Rheinland-Pfalz nun ihre eigenen Erfahrungen und unsere Gespräche mit Ruanda verbinden und nicht mehr nur an Armut oder den Genozid denken. Gleichzeitig sehen unsere ruandischen Jugendlichen, dass auch in Europa das Geld nicht auf der Straße liegt und dass die Menschen, genau wie sie selbst, Schierigkeiten und Unsicherheiten haben. Nur der Austausch von Person zu Person kann Voruteile oder einseitige Vorstellungen nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen abbauen.